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Kübler: Verhältnisse verbessern sich
...gegenüber den
Zeiten, in denen Polizei wegen Kriminalität
und Rauschgift Razzien veranstaltete
Nach den im Rathaus eingegangenen
Protestnoten setzte sich OB Winfried Kübler an den Schreibtisch
und verfasste "Erläuterungen
zur rechtlichen Situation und zum grundsätzlichen Umgang mit dem
Problem Prostitution", die er im Ratssaal vortrug.
Die Vorbehalte
in der Bevölkerung gegen eine solche Einrichtung
seien verständlich, weil mit den Moralvorstellungen nicht vereinbar,
erklärte Kübler. "Wir von der Stadtverwaltung sehen dies
auch so. Andererseits müssen wir uns erstens an der Rechtslage orientieren
und eine planerische Steuerung vornehmen, was die Platzierung angeht." In
Kommunen mit mehr als 35 000 Einwohnern seien Bordelle zulässig.
Die Stadt könne nur steuernd eingreifen, letzten Endes aber auf
dem gesamten Stadtgebiet deren Einrichtung nicht verbieten. Selbst wenn
eine Verordnung des Regierungspräsidiums die Prostitution im Stadtgebiet
verbietet, müsse eine Toleranzzone festgelegt werden, wo Prostitution
ausdrücklich für zulässig erklärt wird. "Diesen
Weg hat Backnang beschritten", dort seien an der Sulzbacher Straße
sechs Flurstücke ausgewiesen. "Was wir als Satzung entscheiden,
geht in die gleiche Richtung." Die Stadtverwaltung habe sich schon
in verschiedenen Fällen damit konfrontiert gesehen, dass Baugesuche
für ganz bestimmte, bereits bestehende und demnach bezugsfertige
Gebäude und Anträge auf Einrichtung eines Bordells vorlagen. "Wir
haben diese auf wackeliger Rechtsgrundlage zunächst abgewiesen.
Wenn wir den Bebauungsplan für die Stuttgarter Strasse 77 nicht ändern,
leben andere Risiken wieder auf. Wenn ein Antragssteller den Rechtsweg
beschreitet, haben wir schlechte Karten."
Was das Asylbewerberheim angeht, sieht Kübler "keine
Verschlechterung gegenüber dem bisherigen Zustand. Denn dieses Haus
ist in den letzten Jahren zu einem Hort der Kriminalität geworden,
wo Drogenhandel, Verbreitung anderer Straftaten, Gewalt, auch illegale
Prostitution an der Tagesordnung waren und sind." Ständige
Polizeieinsätze bis hin zu Razzien würden dies beweisen. Beschwerden
von der Diakonie und deren Werkstätten habe es nicht gegeben. "Im
Gegenteil: Im Juli letzten Jahres hat deren Bezirksarbeitskreis Asyl
dort ein fröhliches Happening abgehalten."
Schließlich gehe es noch darum, wie Prostitution heute gesamtgesellschaftlich
einzuordnen sei - hauptsächlich auch im Blick auf diejenigen, die sie ausüben.
Der Bundestag habe am 17. Oktober 2001 ein Gesetz beschlossen und Prostitution
am 1. Januar 2002 legalisiert. "Eines der Ziele des Gesetzes war es auch,
die Prostituierten und ihre Freier aus der Illegalität zum Beispiel des
Straßenstrichs herauszuholen und ihnen damit auch ein Stück weit persönliche
Sicherheit zu verschaffen. Diese rechtliche Situation soll und kann natürlich
die moralischen Bedenken vieler Menschen gegen die Prostitution nicht beseitigen.
Andererseits müssen öffentliche Stellen diesen neuen Rechtszustand
akzeptieren und ihr Handeln danach ausrichten."
Zur Kritik an der Lage am Stadteingang merkte Kübler an, dass andere Standorte
wie die Haubersbronner Kellerwiesen und das bisherige Arbeitsamt in Weiler "sehr
viele Nachteile zusätzlich eingebracht hätten". Dort hätte
es auch auf den Straßen Verkehr gegeben. Am Standort Stuttgarter Straße
sei dies weniger belastend und außerdem auch "besser zu überwachen".
Deshalb stelle die Stadtverwaltung diesen Standort auf den ersten Rang. Schließlich
forderte Kübler die Stadträte auf, selbst andere praktikable Vorschläge
zu machen. "Wir machen keine weiteren Vorschläge."
Zitate:
Offenbar boomt das Geschäft zunehmend, so dass auch Städte unserer
Größenordnung als Standorte für Bordelle ausgewählt werden.
In früheren Jahren war das unüblich. In unserer sexbeladenen und sexbesessenen
Zeit, wo dieses Thema in den Medien tagtäglich aufbereitet wird, ist dies
auch nicht verwunderlich. Unsere Gesellschaft hat auch auf diesem Gebiet dem
zunehmenden Werteverfall keinen ernsthaften Widerstand geleistet.
Ob Kübler dazu, warum Schorndorf zwar eher nolens als volens, aber doch
die Bordell-Kröte schlucken soll.
Wäre eine Diskussion zugelassen worden, hätte sich mancher noch Gedanken
machen können.
FDP-FW-Ratsherr Konrad Hofer. Er blieb wie andere auf seinen Gedanken sitzen.
Behauptungen, dass Stadt und SWS sich von finanziellen Überlegen leiten
ließen, sind unzutreffend.
OB Kübler
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