Aus Mangel an Nachfragen für eine alternative Nutzung des städtischen
Gebäudes und ehemaligen Asylbewerberheim in der Stuttgarter Straße will
die Stadtverwaltung an ihrem Plan festhalten, das nun leerstehende Haus
an einen Bordellbetreiber zu vermieten.
Der Geschäftsführer der Städtischen Wohnbaugesellschaft (SWS), Roland
Schmidt, erläuterte in dem Lagebericht der SWS, daß es keine
anderweitigen Nachfragen zur Nutzung des Gebäudes gibt, für das laut
Schmidt monatliche Kosten zwischen 10 000-15 000 Euro zu zahlen sind. Da
dieses Geld der Stadtkasse fehlt, solange kein akzeptabler Nachmieter
gefunden wird, ist einerseits der Wille von OB Kübler verständlich, aus
einer finanziellen Fürsorgepflicht der Stadt gegenüber dieses Problem so
schnell wie möglich zu beseitigen.
Andererseits hat er aber gerade als Oberbürgermeister und CDU-Mitglied
eine besondere Vorbildfunktion und Verantwortung, nicht nur finanzielle
Aspekte und Kriterien für eine ganzheitliche Beurteilung zur weiteren
Nutzung des ehemaligen Asylbewerberheims heranzuziehen.
Seine diesbezüglich gemachte Äußerung, es den am Rande stehenden
Prostituierten durch ein öffentliches Bordell leichter zu machen und die
Prostitution damit besser kontrollieren zu können, wirft Fragen auf.
Wie soll diese Kontrolle praktisch aussehen? Seit dem Erfahrungsbericht
des Ex-Zuhälters Peter Töpfer in der Künkelinhalle weiß man, wie
„interne“ Bordell-Probleme gelöst werden: Mit Sicherheit nicht vor der
Polizei. Und die Absicht der Stadtverwaltung, als Vermieter eines
Bordells aufzutreten, hat noch keine eigendynamische Wirkung, dass
hinter den Kulissen alles so abläuft, wie es soll.
Die Streichung der Strafbarkeit der Förderung zur Prostitution durch den
Gesetzgeber hat weniger die Prostituierten, aber um so mehr die Zuhälter
aufgewertet, die jetzt als „Wirtschafter“ und „Security“ offensiv ihre
neu gewonnen rechtlichen Freiräume ausnützen.
Backnang hat in der Bordellfrage auch argumentiert, mit der Ausweisung
einer Toleranzzone die Prostitution besser kontrollieren zu können. Nun
wurden die Backnanger mit der Tatsache konfrontiert, daß 2 ihrer aus
Nigeria abstammenden Einwohner einen Frauenhandel betrieben, indem sie
Afrikanerinnen mit zum Teil erschreckenden Methoden nach Deutschland
lockten, ihnen in bekannter Manier die Pässe abnahmen und die Frauen
schließlich an Bordelle weiterverteilten, wo sie sich jetzt unter dem
Deckmantel der Legalität verkaufen müssen. (Siehe neuer Artikel bei NEWS
unter allgemein)
Ein weiterer Beweis dafür, wie fließend und damit undurchsichtig die
Grenzen zwischen der Prostitution und dem Frauenhandel bereits sind.
Wer die Prostitution in einer Stadt toleriert, schützt die Frauen nicht,
sondern läuft Gefahr, der steigenden Zwangsprostitution die Hand zu
reichen und sich so mitschuldig zu machen am Unglück vieler Menschen.
Infolgedessen kann es nicht akzeptabel sein, daß Frauen in der
Prostitution dafür herhalten müssen, die wie auch immer gelagerten
Finanzprobleme einer Stadt zu lösen.
Wie weit soll das noch gehen? Im badischen Weinheim mit der
Größenordnung wie Schorndorf will ein Bordellbetreiber 13 Millionen Euro
für einen Eros-Tempel investieren. Es sieht ganz danach aus, wie wenn
jetzt ein immer engmaschigeres, flächendeckendes Netz für ein Angebot an
käuflichem Sex geschaffen werden soll und nach den gängigen Gesetzen des
Marktes auch mit einer entsprechenden Strategie begleitet wird, um den
notwendigen Bedarf zu wecken. So bereitet die Gier nach Geld dem
zwielichtigen Geschäft der Prostitution auf Kosten der Frauen immer mehr
den Boden.
|