![]() |
Schorndorfer Nachrichten Donnerstag, 3. Februar 2005 |
![]() |
|
Kein Rotlicht
als Kontrast zur automobilen Glitzerwelt Von unserem Redaktionsmitglied Hans Pöschko Schorndorf. Kein Zweifel: Das Bauwerk am Stadteingang gegenüber dem Autohaus ist an sich scheußlich. Und dass man sich die teuerste gewerbliche Lage der Stadt, nämlich die unmittelbar an der B 29 liegende und einen ersten Eindruck von Schorndorf vermittelnde, seinerzeit als Standort für ein Asylbewerberwohnheim ausgesucht hat, war aus Sicht von Seniorchef Walter Schloz eine Fehlentscheidung. Allerdings eine, mit der das Unternehmen auf der gegenüberliegenden Straßenseite noch habe leben können. "Die Belastung hielt sich in Grenzen", sagt Schloz unter Verweis auch auf eine "sehr aktive Polizei". Im Gegensatz zu Oberbürgermeister Winfried Kübler, den er Anfang der Woche zum Gespräch gebeten hatte, ist Walter Schloz absolut nicht der Meinung, dass eine künftige Nutzung des Gebäudes als Bordell, wie es von der Stadt bislang zumindest schon bebauungsplanmäßig in Vorbereitung ist, auf jeden Fall eine Verbesserung gegenüber der bisherigen Situation bringen würde. "Man sollte eine Fehlentscheidung nicht durch eine noch größere korrigieren", meint Schloz. Dem Unternehmer geht´s nicht so sehr
um Moral ("ich will nicht der
Pharisäer sein") und er will auch gar nicht in Abrede stellen, daß diese
Gesellschaft solche Einrichtungen braucht. "Aber nicht in dieser Größenordnung
und nicht an so exponierter Stelle der Stadt", meint Walter Schloz, der
davon überzeugt ist, daß die Realisierung des Vorhabens nicht nur
ein Schaden für seine Firma, sondern für die ganze Stadt wäre.
Dass jeder Besucher, ob hochrangig oder nicht, der in die Stadt kommt, als Visitenkarte
der Stadt erst einmal ein Eros-Center zu Gesicht bekommt, mag sich Schloz nicht
vorstellen. Und auch nicht, dass sein Firmengelände als Parkplatz für
Bordellgäste mißbraucht und seine Firma in einem Atemzug mit dem Bordell
genannt wird, indem etwa der Mercedes-Stern eine Orientierungsmarke für
ortsunkundige Bordellbesucher wird.
All das hat Schloz dieser Tage auch Winfried Kübler wissen lassen und dabei
auch sein Befremden darüber ausgedrückt, dass die Stadt in diesem Fall
nicht nur bebauungsplanmäßig den Weg für ein Bordell ebnet, sondern
dass sie, wenn schon nicht als Verkäuferin, so doch als Vermieterin des
Gebäudes, maßgeblich an der Schaffung einer solchen Einrichtung mitwirkt. "Ein
seriöser Geschäftsmann würde sich so etwas nie ans Bein binden,
da wäre er erledigt, die Stadt will´s tun", wundert sich Walter
Schloz und gibt jenem Leserbriebschreiber Recht, der beklagt hat, auf diese Weise
mache man Prostitution gesellschaftsfähig. Und die Bürger, gibt Schloz
zu bedenken, würden auf diese Weise, ob sie es nun wollten oder nicht, "mehr
oder weniger Mitinhaber eines Bordells". Und zwar eines Großbordells.
Denn selbst wenn von den bisher 45 Zimmern des Gebäudes einige in Aufenthaltsräume
und ähnliche ungenutzt würden, blieben 35 Zimmer für den eigentlichen
Zweck übrig. |
|||