Schwedisches Modell           

 
             
 

Spiegel Online berichtet in einem Artikel vom 11.November 2007 über die Auswirkung des Prostitutionsverbot in Schweden: Die Zahl der Prostituierten und der Menschenhandel haben deutlich abgenommen. Den Frauen wird beim Ausstieg aus der Szene geholfen, die Ächtung des Kaufs sexueller Dienstleistungen bereits im Grundschulunterricht vermittelt. Somit wird ein öffentliches Bewusstsein dafür geschaffen, dass der Kauf der Sexualität und des Körpers eines Menschen gesellschaftlich nicht akzeptiert wird.
Das katholische Nachrichtenmagazin „kath.net“ geht auf die spezielle Gesetzeslage in Schweden ein und fasst den Spiegelartikel zusammen.


Schweden: Prostitution beinahe ausgerottet

Das schwedische Prostitutionsverbot ist ein offensichtlicher großer Erfolg. Das Kaufen von Sex wird stärker bestraft, der Verkauf entkriminalisiert.

Stockholm (www.kath.net/ LifeSiteNews.com)

Schweden scheint die Prostitution im Land beinahe ausgerottet zu haben. Wie? Im Jahr 1999 wurde ein Gesetz verabschiedet, welches das Kaufen von Sex stärker ahndet, den Verkauf allerdings entkriminalisiert. Das wegweisende Prinzip wird in Schwedens Gesetzesliteratur folgendermaßen formuliert:

„In Schweden wird die Prostitution als ein Aspekt der männlichen Gewalt gegen Frauen und Kinder betrachtet. Sie wird offiziell als eine Form der Ausbeutung von Frauen und Kindern angesehen und stellt ein signifikantes soziales Problem dar… Die Gleichstellung der Geschlechter wird unerreichbar sein, solange Männer Frauen und Kinder kaufen, verkaufen und ausnutzen.

Dieses Gesetz ist weltweit das einzige dieser Art und scheint laut schwedischen Beamten unglaublich erfolgreich zu sein. Das Gesetz, das den Kauf und die Vermittlung von sexuellen Handlungen verbietet, sieht bis zu sechs Jahre Gefängnis für Zuhälter vor, bis zu zehn Jahre für Menschenhändler in diesem Bereich. Ein Freier kann mit bis zu sechs Monaten Gefängnis bestraft werden, wenn er auf frischer Tat ertappt wird.

In einem Report im „Spiegel“ erklärt Jonas Trolle, Kommissar der schwedischen Polizeieinheit, die mit der Bekämpfung der Prostitution beauftragt ist: „Das Ziel ist es, die nachfragende Seite des Systems zu bestrafen, die Freier, anstatt emotional und physisch gefährdete Frauen hinter Gitter zu bringen.“

Die Ergebnisse dieser Strategie sind beeindruckend. „Wir haben eine deutlich geringere Prostitution als unsere Nachbarländer, auch wenn wir die Tatsache berücksichtigen, dass manches davon im Untergrund geschieht“, berichtet Trolle. Laut seinen Angaben handelt es sich dabei um 105 bis 130 Frauen im Internet und auf der Straße, die aktiv in Stockholm der Prostitution nachgehen. In Oslo seien es über 5.000 Frauen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Gesetzgebung ist die Reduzierung der Anzahl von ausländischen Frauen, die für die Prostitution nach Schweden gebracht werden. In Schweden waren es laut Angaben der Regierung nur 200 bis 400 Frauen in den letzten Jahren, im benachbarten Finnland 15.000 bis 17.000.

Ein entscheidendes Element des schwedischen Prinzips ist es außerdem, dass Prostituierte die Möglichkeit bekommen, aus diesem gefährlichen Geschäft auszusteigen und die nötige soziale Unterstützung erlangen, um ihr Leben neu zu gestalten.

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